Donnerstag, Juni 03, 2004

Bonn – die Haupt, öh, Stadt Deutschlands

Wir schreiben den Wonnemonat Mai 2004 und während wir das schreiben, streichen wir gleich mal wieder das Wonne im Monat und fragen uns, warum es in aller Welt überhaupt noch die Bezeichnungen Frühling, Sommer, Herbst und Winter gibt. Es hält sich eh keiner mehr dran. Frostgefahr im Mai passt nicht so ganz in die lexikalische Definition von Wonnemonat!
Mir scheint, dass sich Mutter Natur momentan in einem Entbürokratisierungsprozess befindet und sich dabei alle Freiheit nimmt winterliche Wettererscheinungen in den Sommer zu stecken und andersherum.
Bonn.
Wie komme ich jetzt darauf?
Ich war da.
Und?
Ja, im Mai halt! 2004.
Und so wie der Mai kein Wonnemonat war, so ist Bonn auch keine BundeshauptSTADT.
Das wusstet ihr schon?
Ich nicht.
Zumindest mit der sogenannten Stadt. Das mit dem Bundeshaupt hat sich ja zur Hälfte schon erledigt.
Denn ich war jetzt zum ersten Mal in Bonn und beeindruckt.
In dieser Stadt soll sich tatsächlich mal ein Kanzler namens Helmut Kohl bewegt haben.
Wie? Ist doch gar kein Platz. Ich verstehe mittlerweile warum der unbedingt nach Berlin und auch warum er nochmals gewählt werden wollte.
Wobei das letztere ja bekanntlich keine gute Idee war, und ob ersteres besser ist wird nicht nur in finanzpolitischen Kreisen bezweifelt. Wie überhaupt die ganze Geschichte mit der Mauer.
Blühende Landschaften gibt es zumindest in Bonn. Kneipenlandschaften. Einer der angesagtesten Bonner Landschaftsgärtner ist ein gewisser T.P. aus B. (odelshausen) Der nämlich zeigte mir bei meinem Besuch eine besondere Blüte dieser Landschaft, die Lilie des Nachtlebens sozusagen: das Blow up. Diese Kneipe ist cool (Punkt) Nicht weil es ein ehemaliges Puff ist, in dem wahrscheinlich zu Bundeshauptstadtzeiten bayrische Exilpolitiker der Einen Partei praktische Erfahrungen in sozialen Brennpunkten sammelten, sondern weil es einfach cool ist (Punkt) Allerdings nicht in allen Punkten, denn wenn man als Wahlmünchner dem Wahlbonner ein landesspezifischen Gastgeschenk mitbringt, das aus Weißwurst, Brezn und Augustiner besteht. Dann ist man schon etwas angesäuert, wenn ausgerechnet der coole Laden neben Beck´s, Heineken auch noch Augustiner führt! Gastgeschenk kaputt, der Laden aber cool.
Aber nicht nur dieser Schikane sah ich mich als Wahlmünchner ausgesetzt.
Was haben die Menschen in Deutschland, die nicht in den Südstaaten leben, gegen Bayern?
Warum muss ich oberhalb des Weißwurstäquators ständig Partei für die Freistaatler ergreifen?
Kann ich was für Edmund Stoiber, den FC Bayern oder das Oktoberfest?

Jedes Mal muss ich mir das anhören, verteidigen (ja, sogar den FC), einschreiten, richtig stellen, obwohl ich kein Bayer bin!
Die Notbremse ist dann immer:
Ich komm ja gar nicht aus München, ich komm bei Tübingen.
(Schweigen und dann:) Haha haha, prust, gröl, haha! Ein Schwabe, hihi, ach der VFB, gell und schaffe, schaffe...
Und schon geht´s weiter. Jetzt lästert man über die Schwaben...
Sind wir denn nicht nur intelligenter und erfolgreicher als der Rest Deutschlands, sondern haben wir auch noch mehr Anstand?
Ich weiß es nicht.

Aber ansonsten ist Bonn schön.
Ich habe mir, als zukünftiger Lehrer natürlich die Stadt angeschaut. Das teils ehemalige Regierungsviertel, die Kunsthallen (von außen), das Propagandahauptquartier der deutschen Demokratie (Haus der Geschichte), etc.
Dabei ist mir aufgefallen:
Bonn hat die unerotischsten U-Bahnhaltestellen Deutschlands!

Wie soll es einem denn Spaß machen an diesen Stellen auszusteigen?

Deutsche Telekom
Hauptbahnhof Gleis 1
Wurzerstraße
Sürth

In Berlin hört sich das wenigstens nach was an, wenn man so durch den Untergrund rauscht. Unter den Linden, Potsdamer Platz, Zoologischer Garten, Alexanderplatz

Es ist eine Beleidigung für die Ohren. Diese U-Bahnstationen in Bonn. Eigentlich sollte man dort aus Protest nur noch schwarz fahren. Denn für was zahlt man denn? Für Bundesrechnungshof/ A. Amt?

München dagegen hat ja wohlklingende Namen. Aber wenn die weiterhin solche Preise für den MVV verlangen, möchte ich auch hier eine Namensänderung anmahnen. So dass das Verhältnis wieder stimmt: z.B. El Dorado, Fort Knox,
oder für die Poccistraße (wo die MVG sitzt) Ali Babas Räuberhöhle.

Aber trotz diesem Mangel an Erotik ist Bonn ein schönes Städtchen zu besichtigen. Vielleicht wird es ja auch mal eine richtige Stadt.

1 Kommentar:

Jessica hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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